
Schluss. Aus. Feierabend. Vielen Menschen fällt es schwer, die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zu wahren – Halbtagskräfte, die E-Mails am Nachmittag von zu Hause aus bearbeiten, oder Angestellte in Vollzeit, die ihren Arbeits-Laptop wie selbstverständlich mit in den Urlaub nehmen. Gerade in modernen Unternehmen sind die Hierarchien oft flach, die Atmosphäre familiär und locker, gemeinsame soziale Aktivitäten verschieben die berufliche Sphäre ins Private.
Wie gelingt die sozialverträgliche Abgrenzung, auf welche Signale sollten Führungskräfte achten?
Erwartungen kommunizieren, klare Regeln schaffen

Erreichbarkeit darf nicht selbstverständlich sein. Gerade in kleinen Unternehmen, in denen der Umgang familiär ist, ist es wichtig, sich über den Sinn gemeinsamer sozialer Aktivitäten und über das Thema Erreichbarkeit zu verständigen. Oft werden bereits etablierte Verhaltensweisen von neuen Angestellten unbewusst übernommen. Liest der Kollege oder die Kollegin E-Mails nach Feierabend, antwortet direkt und ist bei jeder sozialen Aktivität dabei, mache ich das als Neuzugang ebenfalls. Hilfreich ist es, etwa in Teambesprechungen Erwartungen mit Kolleginnen und Kollegen sowie den Führungskräften abzugleichen und die eigenen zu kommunizieren. Von Vorteil ist zudem eine transparente Regelung der internen Organisation. Vertretungen, Erreichbarkeitszeiten und -wege sowie Reaktionszeiten auf Anfragen im Team sollten definiert werden.
Sich eigene Grenzen bewusst machen, auf Erholungsphasen achten

Ein wichtiger Schritt ist, sich selbst bewusst zu machen, wie häufig und wie lange man nach Feierabend arbeitet oder erreichbar sein will. Zu hohe Verfügbarkeitsanforderungen führen langfristig zu Erschöpfung und gesundheitlichen Problemen. Die Zeiten der eigenen Erreichbarkeit sollten eingehalten und klar nach außen kommuniziert werden. Ebenfalls wichtig: auf Erholungsphasen achten. Smartphones und Tablets, die beruflich und privat genutzt werden dürfen, lassen die Grenze zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen. Es ist hilfreich, die Push-Funktionen für E-Mails auszuschalten oder unterschiedliche Geräte für die private und berufliche Kommunikation zu nutzen.
Auf die richtigen Signale achten

Wenn man im Team aufeinander Rücksicht nimmt und die Freizeit der Kolleginnen und Kollegen wie vereinbart respektiert, ist eine gut gestaltete Erreichbarkeit möglich – eine Erreichbarkeit also, die steuer- und vorhersehbar sowie auch vorteilhaft für die oder den Einzelnen ist.
Dabei sind folgende Fragen zur Selbstreflexion hilfreich:
- Welche Signale sende ich an die Kolleginnen und Kollegen oder Führungskräfte?
- Organisiere ich die Zusammenarbeit so, dass ich mich an die normalen Arbeitszeiten halte?
- Priorisiere ich, ob eine Anfrage so wichtig ist, dass ich eine Kollegin im Urlaub stören muss?
- Nutze ich die Erreichbarkeit anderer aus, indem ich mich nicht an Vertretungsregelungen halte?
„Interessierte Selbstgefährdung“
Bedeutung:
Von „Interessierter Selbstgefährdung“ ist die Rede, sobald Beschäftigte freiwillig über ihre Belastungsgrenzen hinausgehen und ihre Gesundheit gefährden, um Arbeitsziele zu erreichen.
Mögliche Ursachen:
Wird in Unternehmen etwa über Zielvereinbarungen oder über die Orientierung an Benchmarks geführt, kann es dazu kommen, dass Angestellte die volle Verantwortung für ihren beruflichen und den übergeordneten unternehmerischen Erfolg auf sich nehmen und zunehmend wie Selbstständige agieren.
Mögliche Folgen:
Einerseits bietet das Führen über Ziele Chancen: Eine hohe Autonomie in der eigenen Arbeit kann die Zufriedenheit erhöhen. Sind die kommunizierten Ziele andererseits jedoch zu starr oder unrealistisch gesetzt, sinken Produktivität, Arbeitsqualität und Motivation. Es kann zu negativen Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit kommen.
Machen Sie den Selbsttest: www.cconsult.info/selbstgefaehrdung
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